Podium zur Krypto-Regulierung: Trump, MiCA & die Schweiz
«Regulierung in der Blockchain- und Krypto-Welt: Trump, MiCA und die Auswirkungen auf den weltweiten Pionier Schweiz».
Zu diesem hochaktuellen Thema organisierte die Swiss Blockchain Federation am 2. April 2025 im Rahmen der Finanzmesse Finanz25 eine Podiumsdiskussion. Folgende führenden Experten aus der Blockchain- und Krypto-Welt nahmen teil:
Benjamin Fischer, Nationalrat (SVP)
- Mathias Imbach, Co-Founder & Group CEO, Sygnum Bank
- Serge Kaulitz, Head DLT, Blockchain und Digital Assets, Luzerner Kantonalbank
- Ralph Sutter, Policy Advisor, Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF)
- Cornelia Stengel, Rechtsanwältin für Finanzmarkt- und Datenschutzrecht, Partnerin bei Kellerhals Carrard
Moderiert wurde die Diskussion von Pascal Ihle, Geschäftsleiter der Swiss Blockchain Federation.
Die Schweiz als globaler Vorreiter
Die Schweiz hat in den letzten Jahren grosse Fortschritte in der Krypto-Industrie gemacht. Mit rund 40 Banken und zwei spezialisierten Krypto-Banken, die weltweit als erste eine Lizenz einer anerkannten Finanzmarktaufsicht, der FINMA, erhielten, steht die Schweiz an der Spitze dieses Sektors. Ferner hat die FINMA vor wenigen Wochen BX Digital (eine Tochter von BX Swiss) als erstes Schweizer Finanzmarkt-Infrastrukturunternehmen die Bewilligung für ein Distributed Ledger Technology (DLT)-Handelssystem erteilt – ein weiterer Meilenstein. Bereits 2019 erlaubte 21Shares die Schweiz die Emission von Krypto ETPs, lange bevor die grossen Finanzakteure wie BlackRock und Fidelity sind mittlerweile in diesen Markt eingetreten.
Erfolgsfaktoren für die Schweiz
Im Zentrum der Diskussion stand die Frage, was die Schweiz so stark im Bereich der Blockchain und Krypto macht. Ein entscheidender Faktor ist das Ökosystem: Es gibt zwar zahlreiche Akteure, aber die Zusammenarbeit innerhalb des Sektors ist noch ausbaufähig. Da Blockchain eine relativ neue Technologie ist, fehlen oft etablierte Strukturen. Gleichzeitig betonten die Experten, wie wichtig es ist, die regulatorische Entwicklung fortzusetzen, um die notwendige Stabilität und Rechtssicherheit zu gewährleisten.
Cornelia Stengel erläuterte, wie sie mit ihrem Team an innovativen Projekten für Finanzintermediäre arbeitet. Ralph Sutter vom Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) betonte, dass bei der Regulierung drei Ziele im Vordergrund stehen: den Schutz der Anleger, die Sicherstellung der Finanzmarktintegrität und die Förderung von Innovation. Serge Kaulitz von der Luzerner Kantonalbank wies auf den steigenden Druck von Kunden hin, sich mit digitalen Assets auseinanderzusetzen. Mathias Imbach von der Sygnum Bank sprach von seiner persönlichen Reise in die Krypto-Welt, von den ersten Berührungen mit Bitcoin über die Einführung von Ethereum bis hin zur Gründung von Sygnum als regulierte Bank für digitale Assets. Nationalrat Benjamin Fischer, auch aktiv in der Gruppe Politik der Swiss Blockchain Federation, unterstrich die Notwendigkeit, ein Gleichgewicht zwischen Innovation und regulatorischer Sicherheit zu finden.
Das DLT-Gesetz als Schlüssel zum Erfolg
Ein zentraler Punkt der Diskussion war das DLT-Gesetz der Schweiz. Statt eine völlig neue Gesetzgebung für Blockchain zu schaffen, wurden bestehende Gesetze angepasst, um Platz für neue Geschäftsmodelle zu schaffen. Dieser Schritt hat sich als strategisch klug erwiesen und stärkt die regulatorische Basis für Krypto-Finanzprodukte und -Dienstleistungen. Dadurch konnte sich die Schweiz als globales Blockchain-Zentrum etablieren – doch wird sie diese Position langfristig halten können?
Der internationale Wettbewerb und die USA
Der internationale Wettbewerb um attraktive regulatorische Rahmenbedingungen für Krypto-Finanzprodukte wird aber immer intensiver. Einige Länder setzen auf neue, lockere Gesetze, um Investoren anzulocken, während die Schweiz auf kontinuierlichen Austausch und Anpassung setzt. Ralph Sutter erläuterte, dass die USA einen bemerkenswerten Kurswechsel vollzogen haben. Nachdem sie sich zuvor restriktiv gegenüber Kryptowährungen verhielten, zeigt sich nun eine Kehrtwende: Die SEC hat Verfahren gegen Krypto-Unternehmen eingestellt, und es wird sogar über eine strategische Bitcoin-Reserve diskutiert. Dieser Wandel könnte Auswirkungen auf die globale Finanzregulierung haben, da viele Länder, darunter auch die Schweiz, die Entwicklungen in den USA genau verfolgen.
MiCA: Europa setzt auf Regulierung – Chance oder Risiko?
Mit MiCA (Markets in Crypto-Assets Regulation) verfolgt die EU einen umfassenden regulatorischen Rahmen für digitale Assets. Cornelia Stengel hob hervor, dass die Schweiz genau beobachten müsse, wie sich MiCA entwickelt. Einerseits schaffe MiCA Rechtssicherheit für Unternehmen und Investoren, andererseits könnten die strengen Anforderungen jedoch potenziell Innovationen und neue Projekte bremsen. Für die Schweiz stellt sich die entscheidende Frage: Sollte sie sich an MiCA orientieren oder weiterhin ihren eigenen, flexibleren Weg in der Regulierung gehen?
Die Herausforderungen für die Schweiz im internationalen Wettbewerb
Für den Finanzplatz Schweiz ist es entscheidend, im internationalen Wettbewerb um Krypto-Regulierung wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Schweizer Regulierung gilt als Technologie-neutral und flexibel, was als Vorteil in einem dynamischen Umfeld gesehen wird. Allerdings hat die Schweiz in einigen Bereichen an Tempo verloren – insbesondere bei Stablecoins und der Vergabe von Lizenzen im Krypto-Bereich. Die Schweiz hat zwar mit dem DLT-Gesetz eine Pionierleistung vollbracht, jedoch bleiben einige regulatorische Hürden hoch, was den Standort für innovative Unternehmen weniger attraktiv macht. Zudem haben andere Standorte auf- und in gewissen Bereichen die Schweiz überholt.
Die Rolle der FINMA und der Politik
Die Diskussion zeigte, dass die FINMA in den letzten beiden Jahren ihren Fokus primär auf die Integrität des Finanzplatzes und den Schutz der Anleger richtet und weniger auf Innovation. Das wurde im Panel als Herausforderung für den Standort bewertet namentlich die FINMA-Aufsichtsmitteilung 06/2024 über die finanzmarktrechtlichen Aspekte von Stablecoins habe in der Branche für grosse Verunsicherung bis hin zu Frustration gesorgt. Die Panelisten forderten klarere und vor allem praxisnähere Regulierungen.
Zukunftsaussichten für die Schweiz
Trotz dieser Herausforderungen zeigte sich die Diskussion insgesamt optimistisch. Es gibt Fortschritte, etwa in den Arbeitsgruppen mit der Verwaltung, die an praktikablen Lösungen arbeiten.
Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, müsse die Schweiz jedoch einen innovationsfreundlichen Ansatz bewahren, insbesondere in den Bereichen Blockchain, Fintech und künstliche Intelligenz. Nur so kann das Land seine führende Rolle aufrechterhalten und weiterhin als Pionier in der Krypto-Welt auftreten.